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Isolation und Produktivität – Videoessays zum Corona Call

Als die Welt sich im Februar immer kollektiver dem Lockdown näherte, fing ich an kurze Videos zu drehen, welche der Idee von Isolation folgten. So entstand bereits Anfang März das klaustrophobische Video THE GHOST IN THE MACHINE THAT IS MY HOUSE, in welchem eine Protagonistin in ihrem SmartHome gefangen ist. Eine Vorahnung, wie sich Technolgie und Überwachung im Rahmen des Lockdowns verknüpfen würden, manifestiert sich in diesem Video.
Nachdem die Schweiz in den Lockdown ging, wurde ich von Alice Wilke und Ingo Nierman eingeladen, ein Video für ihr Corona-Kino zu inszenieren. Hier beschäftigte mich die Frage, was unsere Erwartungen an diese Zeit der Isolation sind. So entstand die Arbeit FINALLY TIME TO LEARN SOME FRENCH, in welcher ich meine Praktiken der Aphorismenwiederholung mit meinem Gebrauch von gefundenen GIFs als Collagenmaterial kombinierte. Das darauf folgende Video URBAN DISASTER geht wieder in den öff. Raum, fragt aber auch, was von ihm bleibt. Die Serie geht weiter.

2020
Till Langschied


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Kunstwerk(e)

THE GHOST IN THE MACHINE THAT IS MY HOUSE (2020)
Langschied Till
Film
Die Kamera zeigt die Ecke eines Hauses, das von einem Kabel und einem Baum eingerahmt wird. Ein einzelnes Fenster flackert. Etwas stimmt nicht. Eine Stimme berichtet davon, wie sie im Haus gefangen ist; wie sich ihre eigene Technik gegen sie gewendet hat. Das Video fühlt vor, wie sich im Lockdown unser Verhältnis und unsere erhöhte Abhängigkeit von Technolgien entwickeln würde. Alle technischen Erweiterungen und Errungenschaften erzeugen eine Abhängigkeit. Der reale Kontakt bleibt am Ende unersetzlich.

Das Video sollte in der finalen Ausstellung des Kunstraums Gärtnergasse in Wien gezeigt werden, allerdings wurde die Show wegen Corona gecancelt.

Video via https://vimeo.com/392259213
Video
manipuliertes Filmmaterial
2:46 min, size 1080 ×1920 px

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FINALLY TIME TO LEARN SOME FRENCH (2020)
Langschied Till
Film
Das Atelier wird in Lockdown-Zeiten zum Bereich des absoluten Luxus. In einem sich gerade im Umbau befindeten Atelier steht der Protagonist in Morgenmantel und wiederholt stoisch: “Quarentine is not French for productivity increase”
Im Gegenteil zu vielen anderen Berufsgruppen, schien unter den Kreativen ein enormer Produktivitätszwang zu entstehen. Sprachen lernen, backen, ausmisten, neue Werkgruppen schaffen. Die Tage waren auf einmal kaum lang genug. Mit diesem kollektiven Stress geht diese Videoarbeit humorvoll um und möchte zur Langsamkeit ermutigen.

Das Video entstand auf Einladung von Alice Wilke und Ingo Niermann für das Corona-Kino des Institut Kunst mit Unterstützung durch Chus Martinez und der Christoph-Merian-Stiftung.

Link zum Video: http://institut-kunst.ch/corona-kino/finally-time-to-learn-some-french/
Video
Film und GIFs
1:43 min, size 1080 ×1920 px

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URBAN DISASTER (2020)
Langschied Till
Film
Unsere privaten Räume wurden enger während der Covid-19 Pandemie. Ungeachtet davon ging die Verdrängung innerhalb öffentlicher Orte nahezu ungebremst weiter voran. Im Umfeld meines Atelier verschwanden während des Lockdowns mehrere Gebäude. Die Gentrifizierung schreitet voran und wirft Fragen auf, wie man sich in Zukunft, vor allem als kulturschaffende Person, im urbanen Raum wird bewegen können. Und welche Rolle wir im Prozess der Gentrifizierung zu spielen haben.
Das Video URBAN DISASTER setzt hier an – mit einem an Zynismus grenzenden Heiterkeit. "The discrete charme of urban disaster" wird vom Protagonisten wiederholt, bis er vollständig in herabfallenden GIFs eingemauert ist.

Link zum Video: https://vimeo.com/432560404
Video
Film und GIFs
1:00 min, size 1080 ×1920 px

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